Kurzbiographie Michael Tillmann

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1969 war ein gutes Jahr: die ersten Menschen landeten auf dem Mond, in Woodstock gab´s ´ne richtig geile Party, BLACK SABBATH erfand den Heavy Metal und ich wurde am neunten August in der ehemaligen Bergbaustadt Gelsenkirchen geboren.
Nicht so gut war: Meine Eltern ließen sich kurz nach meiner Geburt scheiden und meine Mutter verschwand aus meinem Leben. Daher zogen mich meine Großeltern väterlicherseits auf.


Warten auf die Geisterstunde

Erstes Aktbild

Schon im Vorschulalter, als ich also noch nicht schreiben konnte, nötigte ich meine Großmutter kurze Geschichten (wenige Sätze) aufzuschreiben, die ich ihr diktierte. Ich kann heute nicht mehr genau sagen, wann es geschah, daß mich der Liebespfeil der Phantastischen Literatur traf, aber ich weiß noch genau wie. Zur Kinderstunde wurde einmal im WDR-Radioprogramm in der Reihe "Schlechte Zeiten für Gespenster" die Geschichte "Die Turmstube (The Room in the Tower)" von EDWARD FREDERIC BENSON vorgelesen. Seit dieser Stunde konnten Cowboys und Indianer mich in der Regel nur noch mäßig begeistern.


Edward Frederic Benson 1867 - 1940

Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, siedelten wir nach Essen um. Dort besuchte ich später die Richard-Schirrmann-Realschule, die ich 1986 mit der Fachoberschulreife abschloß. Das Interessanteste, was man über diese häßliche Schule sagen kann, ist die Tatsache, daß sie schräg gegenüber des bekannten Weltkulturerbes ZECHE ZOLLVEREIN liegt, welches noch häßlicher ist.


Zollverein Impression 1
(Photo Tillmann)

Zollverein Impression 2
(Photo Tillmann)

Einen Teil meiner Freizeit verbrachte ich Sonntags regelmäßig in der Kindermatinee eines alten Gelsenkirchener Kinos, welches heute ein Supermarkt ist (seufz!!!), wo man noch für eine ganz kleine Mark (noch mal seufz!!!) u.a. besonders fernöstliche Klassiker des Phantastischen Films wie z.B. "Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn" oder "Rodan - Die fliegenden Monster von Osaka" genießen durfte. Für diese Gnade bin ich noch heute den Göttern, wenn es sie denn geben sollte, dankbar.


Filmplakat "King Kong gegen Godzilla" (1974)

Nach der Realschule absolvierte ich in einem kleinen Handwerksbetrieb eine Berufsausbildung zum Elektroinstallateur. Eine Entscheidung, die ich heute nicht mehr ganz nachvollziehen kann. Elektrotechnik ist zwar interessant, aber die vermeintliche Baustellenromantik der "harten Jungs" lockte mich nicht gerade.
Wahrscheinlich war es einfach eine Verzweiflungstat, da ich leider keinen Ausbildungsplatz als Bio- oder Chemielaborant bekommen hatte. Was sicherlich kein Wunder war, da das naturwissenschaftliche Bildungsniveau an der Richard-Schirrmann-Realschule besonders in Physik und Chemie ziemlich - ein besseres Wort fällt mir wirklich nicht ein - beschissen war. Was mir schlagartig bewußt wurde, als ich während eines Vorstellungsgesprächs beim damaligen "Amt für Immissionsschutz" zerlegt wurde.

Jede freie Minute während meiner Lehre aber nutze ich zum Lesen. Wobei es mich heute noch fasziniert, daß die kleine Stadtteilbibliothek in Essen-Stoppenberg fast vollständig über die legendäre und auf neongrünen Papier gedruckte "Bibliothek des Hauses Usher" aus dem INSEL VERLAG verfügte, die nahezu alle modernen deutschsprachigen Phantasten beeinflussen sollte.
Bei mir stand jedoch nicht H. P. LOVECRAFT an aller erster Stelle. Den tiefsten Eindruck hinterließ der Belgier JEAN RAY (aka JOHN FLANDERS) mit seiner fast surrealistischen "Gasse der Finsternis (La ruelle ténébreuse)". Auch ALGERNON BLACKWOODs Geschichten von einsamen Männern in nördlichen Wäldern faszinierten mich.

Wenn ich nicht gerade Bücher verschlang, schüttelte ich meine langen Haare bei Metal Konzerten. Später sollte ich auch zu Gothic Festivals pilgern.

JUDAS PRIEST
Cover einer JUDAS PRIEST CD

1990 erhielt ich den Gesellenbrief. Doch diese Ausbildung alleine konnte mein Interesse an Technik und Naturwissenschaften nicht befriedigen. Deshalb begann ich die Abendfachoberschule der Schule für Elektrotechnik zu besuchen. Hier sah ich mich zum ersten mal richtig gefordert und gefördert, denn hier gab es noch echte, strenge Lehrer statt netter, neumodischer Pädagogen. Vielen, vielen Dank!!!

In diese Zeit fielen auch meine allerersten Veröffentlichungen (s. Bibliographie).

Trotzdem war es leider keine schöne Zeit, da ich feststellen mußte, daß es viele Arbeitskollegen in kleinen Handwerksbetrieben nicht mögen, wenn man statt mit ihnen Überstunden "zu kloppen" zur Abendschule geht. Auch sehen einen die Maurer und Klempner auf der Baustelle sehr seltsam an, wenn man sich in der Mittagspause auf die NYM-Kabelrollen setzt und eine Balladen-Interpretation für die nächste Deutschstunde schreibt, anstatt das Kreuzworträtsel in der "yellow press" zu lösen und dabei billiges Pils zu trinken. Ich trinke in der Regel nur Weizenbier!

Aber ich steigerte den Druck noch, in dem ich mich zusätzlich zur Arbeit und Abendschule für acht Jahre dem Katastrophenschutz der Johanniter-Unfall-Hilfe verpflichtete. Dort war ich u.a. als Krankenwagenfahrer tätig, was mir erstaunliche Einblicke in die menschliche Psyche ermöglichte.
Besonders bemerkenswert fand ich dabei Einweisungen in die Psychiatrie. Noch interessanter aber schien mir das Möchtegern-Dominanzverhalten einzelner Führungskräfte. Ich begriff, was die Leute mit dem Wort Zivilversager meinten.

Trotzdem kam ich bei den Johannitern und in der Abendschule erstmalig mit Menschen in Berührung, die über den Tellerrand des Proletariats blickten. Nicht auszudenken, was aus mir geworden wäre, wenn ich nach der Lehre die Bundeswehr besucht hätte...

1993 schloß ich die Abendschule mit der Fachhochschulreife Technik ab. Im Wintersemester 1994/95 begann ich das Studium der Ökologie an der Universität GH Essen.

Die interessantesten Forschungsprojekt, an denen ich im Laufe meines akademischen Ausbildung mitarbeiten konnte, waren die Erforschung der Schwermetallwirkung auf Wasserpflanzen und der Wirkung von Blitzen auf unterschiedliche Bäume.


Blitzversuch
(Photo TILLMANN)

Außerdem ermöglichte mir das Studium viele interessante zoo- und geologische Exkursionen u.a. in den Böhmerwald, den Harz, den Golf von Neapel und auf die Liparischen Inseln.

Vulkanbesteigung
Vulkanbesteigung
(Photo TILLMANN)
Impression aus Pompej
Impression aus Pompeji
(Photo TILLMANN)

Ich habe an einigen Demonstration im Rahmen eines bundesweiten "Studienstreiks" gegen eine verfehlte Hochschulpolitik teilgenommen. Den eigentlichen Streik aber hielt ich für ziemlichen Unsinn.
Wer nicht arbeitet, kann auch nicht streiken! Leider schienen einige angehende Akademiker eine so simple Feststellung nicht zu verstehen, besonders nicht, wenn sie sich als Parteigänger der SPD profilieren wollten.
Allgemein muß ich an dieser Stelle zu meiner Schande bekennen, daß ich früher große Sympathien für die SPD und die GRÜNEN hatte. Seit ich aber später sah, was aus SCHRÖDER und FISCHER wurde, frage ich mich, ob es keine andere Form von Demokratie als die Parteiendemokratie geben kann (mehr-demokratie.de). Außerdem habe ich mich schon während des Studiums geweigert, mit Leuten zu diskutieren, die ernsthaft an ein Rechts-Links-Schema glauben.

Seit 2000 betrieb ich zusätzlich Studien im Bereich der Chemie. Meine akademische Laufbahn schloß ich 2002 als Diplom-Umweltwissenschaftler ab.

Nach dem Studium jobbte ich aber zuerst im Bereich Buchhandel.

Im Jahre 2003 entdeckte ich in Gelsenkirchen den "Geheimnisvollen Filmclub BUIO OMEGA", der einmal im Monat zwei Meisterwerke des Exploitation-Films offeriert. Dieser Club hat meine vollste Sympathie, denn wo könnte man sonst noch solchen abstoßenden italienischen Machwerken wie z.B. "Ein Zombie hing am Glockenseil" auf einer großen Leinwand und uncut huldigen?


BUIO OMEGA Flyer
(Bild BUIO OMEGA)
BUIO OMEGA Maskottchen
Das BUIO OMEGA Maskottchen
(Photo J. STEUP)

Im Jahr 2004 absolvierte ich in Betrieben der Automobil- und der chemischen Industrie Praktika bzw. Projektarbeiten im Aufgabenfeld Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement.

Inzwischen arbeite ich als Qualitätsmanager im Bereich Lebens- und Futtermittel.

Das Ruhrgebiet liegt inzwischen hinter mir, aber auch Köln ist genauso eine Kloake wie Gelsenkirchen und Essen. Es ist heute jedoch fast egal, wo man wohnt. Im dekadenten Deutschland gibt es keine Sehnsuchtsorte mehr. Selbst Süddeutschland geht immer mehr den Bach runter.

"Aber NEVER SURRENDER sang bekanntlich schon SAXON: 2020 wurde mein Sohn Evan Augustus geboren.

Evan Augustus Tillmann

(Foto © M. Tillmann)

So lebt der ehemalige Langzeitsjunggeselle nun mit Frau und drei Kindern in der Domstadt.
Full speed or nothing!


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